Menschenrechtsimperialismus

Menschenrechtsimperialismus

Ein Unwort
Das Wort „Menschenrechtsimperialismus“ suggeriert, dass die universellen Menschenrechte nur von einer autoritären Elite durchgesetzt werden sollen. Solches Denken geht zusammen mit dem „zu Recht angeprangerten Kolonialismus des 19. Jahrhunderts, wonach aufgeklärte Lebensverhältnisse unzumutbar seien für traditionelle, tribalistisch organisierte Gesellschaften, parlamentarische Demokratie zu steril sei, zu legalistiche, zu egalitär (…)“ (Fetscher, in TSP v. 22. August 2021, S. 4). Das westliche Verständnis von Demokratie und Menschenrechten wird zunehmend infrage gestellt. Die grundsätzliche Frage, ob die in der UN-Charta festgeschriebenen Werte wirklich universellen Charakter haben und einen „Standard darstellen, an dem sich alle Staaten messen lassen müssen“ (Fetscher, Ebd.) wird dann erst spannend, wenn wir in den Dialog mit anderen Kulturen und Denkweisen eintreten wollen. Hier sind Empathie und Wertschätzung anderen Auffassungen gegenüber gefragt und manchmal auch nur die Toleranz. An dieser Stelle normativ zu argumentieren, führt uns m.E. Nicht weiter. „Eine normative Pädagogik (…) funktioniert nicht, weil die empirischen Randbedingungen dazu führen, dass ganz andere als die beabsichtigten Normen realisiert werden.“ (Lenzen, Orientierung Erziehungswissenschaft, Rowohlt, 2. Aufl., November 2002, S. 29). Ich denke, zu den eigenen Überzeugungen kann man stehen ohne sie verteidigen zu müssen, wenn man gleichzeitig diejenigen der anderen wertschätzend respektiert.
„Pädagogik in Beziehungen“ ringt immer wieder um ein Verstehen des Anderen, um ein Zuhören, Hinhören, um das liebende Aufnehmen und Wertschätzen anderer Ansichten. Das ist nicht leicht, es bedeutet, die eigenen Ideen, die eigene Meinung vorerst zurück zu stellen im Bemühen um eine offene Debatte auf Augenhöhe vor allem in kontroversen Diskussionen. Wir erfahren dann oft, dass wir gemeinsam zu anderen Ergebnissen als vorher gedacht und überraschenden Erkenntnissen kommen.

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