Corona: Die Jugend spielt keine Rolle

Corona: Die Jugend spielt keine Rolle

Die Zeit N° 21 vom 04. Mai 2020 veröffentlichte ein Interview mit Severine Thomas, Jugendforscherin an der Universtät Hildesheim, die mit der Uni Frankfurt/Main die erste Studie, eine Befragung von 6000 jungen Menschen über die Pandemie durchführte. 

Das Positive zuerst: Der größte Teil kommt mit der Pandemie klar, erstaunt hat die Forscherinnen und Forscher das starke Mitteilungsbedürfnis der 15 bis 30jährigen. Das zeigt der große Rücklauf der Online-Befragung sowie die langen Erzählungen darüber, „was sie empfinden“. Jedoch fühlen sich wenig junge Menschen gehört und gesehen. sie haben nicht den Eindruck, dass ihre Sorgen gehört werden, ihre Stimme spiele in der öffentlichen Diskussion keine Rolle, sie werden auf ihre Rolle als Schüler, Abiturienten und Prüflinge reduziert. 

Kritik üben die Autoren der Studie an dem fehlenden Bewusstsein der Lehrer „für die aktuelle Lebenswelt der jungen Menschen. (…) Da kam niemand auf die Idee, Schüler zu beteiligen. Die Jugendlichen, das zeigen viele Antworten, sind geradezu enttäuscht und erbost, dass ihre Stimme so gar keine Rolle spielt und die Lehrer sich allein auf das Unterrichten zurückgezogen haben.“ Es finde kein persönlicher Austausch mehr statt. Schulsozialarbeit sei weggebrochen. Die Schule als Leistungsbetrieb habe ihre soziale Bedeutung verloren. Die jungen Menschen schrieben: „Ihr wisst doch gar nicht, was wir empfinden, ihr stellt die falschen Fragen! Ihr seht nicht, worum es uns geht!“

Begegnungen mit Gleichaltrigen, die Kommunikation mit Freunden, der Austausch in den Pausen, alles das wurde und konnte nicht aufgefangen werden. Hier zeigt sich, dass Leistung nicht alles ist. Den Jugendlichen fehlen Perspektiven, sie schreiben von Zukunftsangst und Abgeschnittensein von Schule und Freundeskreis. 

Thomas sagt: „Die Politik muss die Chance der Krise nutzen, um mit der Jugend in Kontakt zu kommen. In den letzten Jahren wurden Jugendzentren wenig gefördert, öffentliche Orte, wo sich junge Leute treffen, beschnitten. Jugendparlamente in den Kommunen sind immer noch Ausnahmen, und Beteiligungsformen auf Bundesebene kommen kaum vor. Es ist für Erwachsene oft unbequem, sich mit Jugendlichen an einen Tisch zu setzen und ihnen ernsthaft zuzuhören. Das aber wäre der nächste Schritt, denn Ideen haben sie genug. Bloß braucht es dafür die Bereitschaft, Vorurteile abzulegen. Jugendliche müssen sich nicht dauernd den Interessen von Erwachsenen unterordnen oder erst ihre Hörner abstoßen, bevor sie mitmischen dürfen.“

Die Stimme der Jugend wird nicht gehört. Das wurde sie bisher fast nie. Über das Denken der jungen Menschen, ihre Ideen und Vorstellungen, die immer von denen der Erwachsenen abweichen, wurde an diesem Ort bereits mehrfach geschrieben. www.magnifikat.de/2019/03/30/das-gedankengut-der-kinder-globales-weltkulturerbe und www.magnifikat.de/2019/07/19/la-pensee-de-ladoscent-patrimoine-mondiale (Das Gedankengut der Kinder / La pensee de l`adolescent) Wir sollte ihre Stimmen nicht mehr ignorieren, sondern sie als ein Weltkulturerbe verstehen, als eine Bereicherung für die gesamte Menschheit. Auch hier ist m.M.n. ein Umdenken erforderlich.

 

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