Freiheit der Lehre und Forschung
Gibt es ihn noch, den herrschaftsfreien Diskurs nach Habermas? Er sei eine Utopie sagt, glaube ich, Habermas selbst. Jedoch wird in einer internationalen Forschergruppe, an der ich teilnehme, ein Gesprächsstil gepflegt, der geprägt ist von Respekt gegenüber dem anderen, vom Zuhören und Wertschätzen der jeweils anderen Meinungen, Ansätze und Sichtweisen. Nun komme ich zu der Überzeugung, dass es ihn noch gibt, den herrschaftsfreien wissenschaftlichen Dialog, zwar leider nicht mehr sehr oft, jedoch vereinzelt schon noch. Neulich bekam ich eine Bestätigung für diese These. Sowohl von einer Universitätsprofessorin als auch von einer ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen erhielt ich eine Antwort auf eines meiner Statements. Das freut mich und ist nicht selbstverständlich in einem wissenschaftlichen Umfeld, wo das „Terrain von tausend Stimmen, die sich im Kampf um Aufmerksamkeit heiser schreien, das intellektuelle und künstlerische Leben zumeist unter der Kuratel anerkannter Autoritäten steht“ (vgl. E.O. Wilson). Natürlich stehen die Universitäten in Konkurrenz untereinander, kämpfen um Exzellenzpunkte und müssen ökonomischen Interessengemengen folgen. Mir erscheint aber wichtiger denn je, dass die Freiheit der Lehre und der Forschung erhalten bleibt.