„Krieg ist Mord im großen Stil“
Der bekannte italienische Journalist, Autor und Politiker, Igino Giordani (1894-1980), der aus dem ersten Weltkrieg als Kriegsversehrter nach Hause kam, schreibt in seinem Werk: „L’inutilità della guerra“ (Città Nuova, 2003)
„Der Krieg ist ein Mord im großen Stil, der in eine Art heiligen Kult gekleidet ist, wie das Opfer der Erstgeborenen an den Gott Baal: und zwar wegen des Schreckens, den er auslöst, wegen der Rhetorik, in die er sich kleidet, und wegen der Interessen, die er impliziert. Wenn sich die Menschheit geistig weiterentwickelt hat, wird der Krieg neben den blutigen Riten, dem Aberglauben, der Hexerei und den Phänomenen der Barbarei in den Katalog aufgenommen werden. […] Sie ist für die Menschheit wie die Krankheit für die Gesundheit. Sie ist Zerstörung und Verwüstung und betrifft Körper und Seele, den Einzelnen und die Gemeinschaft.[…]
Alle Dinge verlangen nach Frieden“, sagt Thomas von Aquin. In der Tat sehnen sich alle Dinge nach dem Leben. Nur die Verrückten und die Unheilbaren können den Tod begehren. Und der Tod ist Krieg. Er wird nicht vom Volk geführt, sondern von Minderheiten, denen die physische Gewalt dazu dient, sich wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen oder sogar schädliche Leidenschaften zu befriedigen. Besonders heute, mit den Kosten, den Toten und den Ruinen, manifestiert sich der Krieg als „sinnloses Gemetzel“. Ein Massaker, und zwar ein sinnloses Massaker. Ein Sieg über das Leben, der zu einem Selbstmord der Menschheit wird.
[…] Benedikt XV. gab die präziseste Definition, als er sagte, der Krieg sei ein ’sinnloses Gemetzel‘. Er bedeutet die Zerstörung ganzer Landstriche, Tausende und Abertausende von armen Menschen, die weder Heimat noch Besitz haben und durch die trostlose Landschaft irren müssen, bis der Tod kommt und sie vor Hunger oder Kälte niedermäht.[…]
Die materiellen Vorteile, die aus einem siegreichen Krieg gewonnen werden können, können niemals den großen Schaden ausgleichen, den er verursacht; so sehr, dass mehrere aufeinanderfolgende Generationen erforderlich sind, um die gesamte Summe der geistigen und moralischen Werte, die in einem Übermaß an kriegerischer Raserei zerstört wurden, mühsam wieder aufzubauen. […]
Der menschliche Erfindungsreichtum, der für andere Zwecke bestimmt war, hat heute Instrumente der Kriegsführung von solcher Macht erdacht und eingeführt, dass sie in der Seele eines jeden ehrlichen Menschen Entsetzen hervorrufen, zumal sie nicht nur Armeen treffen, sondern oft noch Privatpersonen, Kinder, Frauen, Alte, Kranke und zugleich heilige Gebäude und die bedeutendsten Denkmäler der Kunst zerstören! Wer ist nicht entsetzt bei dem Gedanken, dass zu den zahlreichen Friedhöfen der jüngsten Auseinandersetzungen neue hinzukommen und sich zu den dampfenden Ruinen von Dörfern und Städten weitere traurige Trümmer ansammeln werden?“ […][1]
Auf der Suche nach einer Ethik des Friedens, die von allen Religionen und Völkern dieser Welt geteilt werden könnte, ist vielleicht das Bewußtwerden der Katastrophe, vor der die Weltuntergangsuhr warnt, die einmal jährlich die aktuelle Gefahrenlage der Welt als Zeitspanne bis zur möglichen Selbstzerstörung der Menschheit anzeigt. Sie zeigt aktuell auf 90 Sekunden vor Mitternacht. „Gelingt es der Welt nicht, Kriege abzuschaffen, droht die Selbstauslöschung der Menschheit.“ Der Friedensforscher Palaver stuft aktuelle Äußerungen von Politikern und Militärs (Pistorius: wir müssen kriegstüchtig werden) als „besorgniserregend“ ein.[2]
In der Herrschaft über andere liegt die Ursache allen Übels.
Vor einiger Zeit schrieb mir ein Freund, was sicher viele Menschen guten Willens denken:
„Ich habe den Kriegsdienst verweigert, so wie mein Opa und mein Vater. Hat das der Welt mehr Frieden gebracht? Ich glaube nicht. ALLE sollten den Kriegsdienst verweigern und Waffen allgemein verboten werden, dann können wir nur noch mit Knüppeln aufeinander losgehen, dann wird wenigstens die Umwelt nicht verschmutzt. In unserer Welt darf es, schon wegen der Gefahr eines Atomkriegs, keine Kriege mehr geben. Deshalb muss jedem Agressor klar werden, dass er bei Anwendung der Atomwaffe selbst nicht überleben wird. Er solls schon vorher wissen, dass die Weltgemeinschaft seinen zweifelhaften Sieg verhindern wird und er sein Volk ins
[1] A.a.O.
[2] Palaver, W., Krieg darf nicht normal werden, in: Neue Stadt Nr. 5 2024, S. 6.