Wer profitiert vom Krieg? Zur Legitimität des Krieges
Was können und sollen wir anderes hochhalten als das Völkerrecht und damit die Verteidigung der universellen Menschenrechte, wenn wir Krieg vermeiden und uns für den Frieden einsetzen wollen? „In einer Welt voller Regelbrecher“ (Jörg Lau) ist um so wichtiger die Stimme der überwiegenden Mehrheit, die Stimme derjenigen, die wenig Macht besitzen in den Medien aufhorchen zu lassen. Die aktuellen Debatten, z.B. diejenige um die Legitimität des internationalen Völkerrechts (S. 9) ignorieren die Anstrengungen unzähliger Institutionen und Menschen, die sich aktiv für den Frieden einsetzen, auch in Krisenregionen. Aus einer komfortablen Situation der relativen Sicherheit wie wir sie in Westeuropa seit dem 2. Weltkrieg Gott sei Dank haben, Kriegstüchtigkeit und die Wiedereinführung eines Wehrdienstes, die Schwächen in der Verteidigung und der militärischen Unterlegenheit, immer wieder heraufzubeschwören, übrigens fast immer von Militärs geäußert, ist nicht zielführend. FRIEDENSTÜCHTIG werden ist das Gebot der Stunde.
In den Medien kommt viel zu wenig zum Tragen, dass Kriege für den Einzelnen und die Gemeinschaft Tod, Zerstörung und Verwüstung bedeutet. Das betrifft sowohl Körper als auch die verrohten, gedemütigten und verletzten Seelen. Der italienische Journalist und Politiker Giordani (1894-1980) beschreibt den Krieg als einen „Mord im großen Stil, der in eine Art heiligen Kult gekleidet ist, wie das Opfer der Erstgeborenen an den Gott Baal: und zwar wegen des Schreckens, den er auslöst, wegen der Rhetorik, in die er sich kleidet, und wegen der Interessen, die er impliziert. Wenn sich die Menschheit geistig weiterentwickelt hat, wird der Krieg neben den blutigen Riten, dem Aberglauben, der Hexerei und den Phänomenen der Barbarei in den Katalog aufgenommen werden.“ (Giordani, I.: L’inutilità della guerra) Für die Menschheit sei der Krieg ein Krebsgeschwür: „In der Tat sehnen sich alle Dinge nach dem Leben. Nur die Verrückten und die Unheilbaren können den Tod begehren. Und der Tod ist Krieg. Er wird nicht vom Volk geführt, sondern von Minderheiten, denen die physische Gewalt dazu dient, sich wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen oder sogar schädliche Leidenschaften zu befriedigen. Besonders heute, mit den Kosten, den Toten und den Ruinen, manifestiert sich der Krieg als „sinnloses Gemetzel“. Ein Massaker, und zwar ein sinnloses Massaker. Ein Sieg über das Leben, der zu einem Selbstmord der Menschheit wird.“
Auf der Suche nach einer Ethik des Friedens, die von allen Religionen und Völkern dieser Welt geteilt werden könnte, ist vielleicht das Bewußtwerden der Katastrophe, vor der die Weltuntergangsuhr warnt, die einmal jährlich die aktuelle Gefahrenlage der Welt als Zeitspanne bis zur möglichen Selbstzerstörung der Menschheit anzeigt. Sie zeigt aktuell auf 90 Sekunden vor Mitternacht. „Gelingt es der Welt nicht, Kriege abzuschaffen, droht die Selbstauslöschung der Menschheit.“ Der Friedensforscher Palaver stuft aktuelle Äußerungen von Politikern und Militärs („kriegstüchtig“) als „besorgniserregend“ ein.
In der Herrschaft über andere liegt die Ursache allen Übels. Die Gleichheit aller Menschen (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, AEMR) wird immer noch nicht anerkannt. Aufklärung und Sensibilisierung für die Bedürfnisse und Anliegen anderer Menschen und Völker ist erforderlich.