über das Lernen oder die Schulpolitik macht Lehrer und Schüler krank
Seit John Hattie müssen wir Schule und Lernen neu überdenken, nicht dogmatisch, nicht in sog. „neuen“ Lern- und Lehrformen, nicht in strukturellen Reformversuchen, sondern der Lehrer und seine Beziehungen stehen im Vordergrund. www.kennis.de
40 Jahre lang, mein gesamtes Berufsleben, löste eine Ideologie die andere ab. mehr
Kein Mensch kann in seinem Berufsleben mehr als eine große Reform aktiv mitgestalten. Zu Beginn der Gesamtschulreform Anfang der 1970er Jahre trafen wir uns am Sonntagmorgen bei einem Kollegen/einer Kollegin bei frischen Brötchen und Kaffee, um „neue“ Curricula zu entwickeln, die auf die Gesamtschüler zugeschnitten sind. Später wiederholten sich viele so genannte „neue“ Ansätze immer wieder, insbesondere nach dem Pisa-Schock reagierten die Schulverwaltungen über, so dass die ganze Arbeit nicht mehr zu schaffen war. Eine Konferenz jagte die andere. Ein Lehrer, eine Lehrerin kam nicht mehr dazu, vor allem wenn man in der Oberstufe unterrichtete, den Unterricht gewissenhaft vorzubereiten. Am Wochenende stapelten sich die Korrekturen, usw … An die Pflege von Freundschaften war und ist nicht mehr zu denken, Familien gingen kaputt, vieles andere trat hinter der Arbeit zurück … Eine Kultur der Anerkennung fehlte völlig bzw. sie war nur in Ansätzen bei einigen wenigen Schulleitern erkennbar. So wurde ein Lehrer nach dem anderen in die Krankheit getrieben.
Jetzt endlich, nach Jahrzehnten titeln Zeitungen und Zeitschriften: „Lasst die Lehrerinnen und Lehrer in Ruhe arbeiten.“ Ein Bildungsforscher, John Hattie, stellte nun in mehr als 800 Metaanalysen fest, dass es nicht auf die Methode oder eine bestimmte Didaktik (oft in dogmatischer Weise als „die Beste“ gepriesene) oder eine Unterrichtsform, sondern entscheidend auf den Lehrer/die Lehrerin ankommt. „Ohne Respekt und Wertschätzung, Fürsorge und Vertrauen könne Unterricht nicht gelingen, schreibt er und belegt das mit eindrucksvollen Zahlen. (…) Lehrer haben einen überragenden Einfluss, den sie jedoch lediglich dann geltend machen können, wenn sie in jedem Augenblick an ihre Schüler denken.“ (Zeit Nr. 2 2013, S. 55,56) S. auch: www.kennis.de
Das ermutigt, das befreit. Für mich leider etwas spät. Ich wünsche der Schulpolitik, dass diese Erkenntnisse endlich durchgesetzt werden, dass die Lehrerinnen und Lehrer in Zukunft „in Ruhe“ ihre verantwortungsvolle Arbeit leisten können.